Lower Silesia on the Move

Trade and Industry along the Silesian Mountain Railway


17 May – 17 August 2025

Fot. W. Rogowicz, M. Skrabek

Curator of the exhibition: Alexander Szalapski, coordinators: Joanna Kurbiel, Emilia Jeziorowska (EM)


The Silesian Mountain Railway, inaugurated in 1867, connected Görlitz and Węgliniec with Wałbrzych, enabling the further development of industry, and included Lower Silesia in the European railway network.

The exhibition comprises display boards presenting panoramas and maps of the historic Lower Silesia, combined with texts and captions in both Polish and German. Among the showcased exhibits there are models of locomotives and carriages, objects and products manufactured in places located along the route of the Silesian Mountain Railway: porcelain from Wałbrzych, batik prints (blaudruk) from Gryfów Śląski, lace from Jelenia Góra, and handkerchiefs made in Lubań.

In turn, the expansion of the railway also contributed to the development of mountain tourism, with the creation of trekking routes, mountain hostels, hotels and restaurants, accompanied by the birth of the souvenir industry and a growing popularity of sending picture postcards. The figure of Liczyrzepa –  a character from the most popular regional legend – became an advertising product associated with the Karkonosze (Giant Mountains).

Exhibition organized by the Ethnographic Museum in Wrocław and the Silesian Museum in Görlitz


Niederschlesien im Aufbruch. Gewerbe und Industrie entlang der Schlesischen Gebirgsbahn

17. Mai – 17. August 2025

Fot. W. Rogowicz, M. Skrabek

Ausstellungskurator: Alexander Szalapski
Koordination: Joanna Kurbiel, Emilia Jeziorowska (Ethnographisches Museum)


Die neueste Sonderausstellung des Ethnographischen Museums in Wrocław, die in Zusammenarbeit mit dem Schlesischen Museum zu Görlitz vorbereitet wurde, erzählt die Entwicklungsgeschichte des Handwerks, der Industrie und des Tourismus in Niederschlesien, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Eröffnung der Schlesischen Gebirgsbahn zwischen Görlitz, Kohlfurt und Waldenburg begann. Neben der Ansichten und Karten des alten Niederschlesiens werden Modelle von Lokomotiven und Wagen, sowie Waldenburger Porzellan, Blaudrucke aus Greiffenberg, Spitzen aus Hirschberg oder Laubaner Taschentücher präsentiert – Gegenstände und Artikel, die in den Orten hergestellt wurden, durch die die Eisenbahn führte.

Bis in die späten Sechzigerjahre des 19. Jahrhunderts wurde die Entwicklung des südlichen Teils Niederschlesiens durch die hügelige Berglandschaft gehemmt, die den Verkehr und Warentransport erschwerte. Erst die 1867 eröffnete Schlesische Gebirgsbahn, die Görlitz, Kohlfurt, Lauban, Hirschberg und Waldenburg verband, schloss die Region an das europäische Eisenbahnnetz an und ermöglichte ihre technologische, industrielle und urbanistische Entwicklung. In der Ausstellung, die in polnischer und deutscher Sprache vorbereitet wurde, werden charakteristische Erzeugnisse aus den Orten entlang der Bahnstrecke präsentiert. Anhand ihrer Geschichten können die BesucherInnen die wirtschaftliche Entwicklung Niederschlesiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachvollziehen.

So entwickelte sich Lauban innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem der Zentren der Taschentuchproduktion in diesem Teil Europas. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts deckten die Laubaner Fabriken sogar 90 Prozent des deutschlandweiten Bedarfs an diesem Produkt. In der Ausstellung werden Materialproben, Taschentuchmuster sowie Werbungen dieser Waren gezeigt.

In Langenöls wiederum funktionierte der Industriebetrieb von Robert Ruscheweyh, der 1878 das weltweit erste Patent für einen Ausziehtisch erhielt. Am längsten, 13 Meter zählenden Tisch, konnten 50 Personen Platz nehmen. Die BesucherInnen werden die Möglichkeit haben, eine Miniatur dieser Erfindung sowie Patentdokumente oder alte Fabrikzeichen zu sehen.

In der Ausstellung wird auch Blaudruck präsentiert. Diese traditionelle Methode zum Färben von Gewebe ist im industriellen Maßstab nicht möglich, auch wenn solche Versuche in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts von der Fabrik Schlesische Blaudruckerei AG in Greiffenberg unternommen wurden. Beispiele von Gewebe, die mit Blaudruck gefärbt wurden, historische Druckstöcke und sogar rare Fotografien aus dem Herstellungsprozess bringen dieses Thema dem Publikum näher.

Im Hirschberger Umland hingegen entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts auf Initiative von Johann Jacob Wechselmann Spitzenwerkstätten. Die Qualität niederschlesischer Spitze, die in der Region bis in die 1930er-Jahre hergestellt wurde, wurde zur Brüsseler Spitze verglichen, die eine viel längere Tradition hatte. In der Ausstellung werden also Nadelspitzen, Klöppeln, gemischte Spitzen oder Tüllspitzen mit einer Vielzahl von Stichen nicht fehlen.

In Waldenburg entstanden dank der Bahnverbindung die Betriebe von Carl Franz Krister (1831) und Carl Tielsch (1845), die in den folgenden zwei Jahrzehnten zu zwei größten Porzellanfabriken in ganz Deutschland wurden. So werden die Besuchenden in der Ausstellung vielfältige Beispiele für Formen und Verzierungen der Porzellane sowie historische Fotografien oder Druckblätter für Abziehbilder zur Dekoration von Gefäßen bewundern können.

Die Ausstellung befasst sich auch mit dem Bergtourismus, der dank der Bahn eine Blütezeit erlebte. Es entstanden damals zahlreiche Wanderwege, Berghütten, Hotels und Restaurants. In Hirschberg wurde 1880 der Riesengebirgsverein gegründet. Es war auch der Anfang der Souvenir-Industrie und des Brauchs, Ansichtskarten von Reisen zu verschicken; Rübezahl – Held zahlreicher Legenden – wurde zum Symbol des Riesengebirges. In diesem Zusammenhang werden in der Ausstellung unter anderem Souvenirs aus dem Gebirge, touristische, Ski- und Autokarten, Prospekte der Kurorte und sogar Schlitten und Wanderstöcke präsentiert.

Begleitet wird die Ausstellung von einer reich bebilderten zweisprachigen Publikation von Alexander Szalapski, herausgegeben vom Schlesischen Museum zu Görlitz.

Piotr Oszczanowski, Direktor des Nationalmuseum in Wrocław:
“Es ist mir eine immense Freude, dass wir gemeinsam mit dem Schlesischen Museum zu Görlitz eine weitere Ausgabe dieser äußerst wichtigen und spannenden Ausstellung vorbereiten und präsentieren durften. Schließlich ist ihre Thematik eine Art Brücke, die uns verbindet und uns in gewisser Weise eint, indem sie die Identität unserer Region und ihrer Geschichte darstellt. Früher war es eben die Eisenbahn, die für Kommunikation und Verbindung – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn – maßgebend war. Die Eisenbahn bereicherte die Region und öffnete sie für die Welt. Ihr ist es auch zu verdanken, dass die hier lebenden und arbeitenden Menschen reicher wurden. Es ist eine Erscheinung an sich, dass so viele niederschlesische Städtchen besondere Spezialisierungen erlangten und ihre Bewohner einzigartiges handwerkliches Geschick entwickelten. Ihre Städte wurden dank ihrer Tätigkeit und ihrer Erzeugnisse weit über die Grenzen der Region hinaus berühmt. Diese Geschichte des Handwerks, der Industrie und des Tourismus in Niederschlesien nach der Eröffnung der Schlesischen Gebirgsbahn ist wahrlich faszinierend. Und sicherlich einen Besuch wert!”.

 

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